Europawahl 2009

 Veröffentlicht von  Personal
Jun 032009
 

Ich finde, es ist ein schwieriges Thema darüber zu reden, welche Partei man wählt. Sowas gehört sich nicht, ist irgendwie privat, anonym, geheim. Trotzdem möchte ich vor der Europawahl ein paar Worte dazu hier verewigen:
In den letzten Jahren war für mich jede Wahl, egal auf welcher politischen Ebene, immer nur ein zähneknirschendes Kreuzlemachen bei der Partei des kleineren Übels. Wirklich überzeugt war ich nie von einer Partei. Vielleicht weil ich nicht der politisch engagierteste bin, vielleicht weil mir einfach die Übersicht über die Parteiprogramme – oder auch das Gegenteil: eine intensive detaillierte Auseinandersetzung meinerseits mit eben diesen – fehlt.

Nun kocht aber bereits seit Monaten eine Aktion/Debatte nicht auf, nein, sie bleibt konstant bei 100 Grad kochend. Auf die Anti-Zensur-Petition habe ich bereits schon einmal hingewiesen, welche mit inzw. über 100.000 Unterschriften jeden Rekord gebrochen hat. Aber das Thema ruht damit nicht (Zusammenfassung). Die Generation Internet wehrt sich weiter, will gehört werden, fordert Freiheiten. Immer wieder liest man derzeit Kommentare, Berichte, Artikel, richtig gute, mit denen ich mich auch identifizieren kann! Zuletzt habe ich eben einen schönen Text bei Spiegel-Online gelesen.

Was der Streit ums Thema Netzfilter sichtbar macht, ist eine Spaltung, eine Kluft, die Deutschland schon länger teilt: Die Einheimischen des Netzes, die Jüngeren, die habituellen Nutzer digitaler Technologie, sind es langsam leid. Sie möchten sich einmischen, möchten nicht einfach wortlos hinnehmen, dass immer wieder ungeniert in ihre Lebenswirklichkeit eingegriffen werden soll. Und zwar ausgerechnet von Leuten, die gerade unter den Jüngeren vielfach als auf diesem Gebiet ahnungslos wahrgenommen werden.
….
Wer genau hinsah, konnte die Spaltung auch schon vorher sehen. Ob beim Thema Computerspiele, bei der Vorratsdatenspeicherung, bei den Debatten um die Online-Durchsuchung: Immer wieder gab es Protest und Streit und immer wieder zwischen den gleichen gesellschaftlichen Gruppen.

All das bewegt mich dazu, mein bisheriges Wahlverhalten zu überdenken. Inzwischen steht für mich fest: Ich werde bei den nächsten Wahlen die Piratenpartei wählen. Auch wenn das möglicherweise nicht viel bringen mag, immerhin scheint es verpönt keine der grossen Parteien zu unterstützen – meine Stimme gilt aufgrund der kleinen Parteigröße als verschenkt. Trotzdem: Ich glaube das sich grade im Zuge der Debatte viele meiner Wahl anschließen werden, auch oder grade wenn es darum geht ein Zeichen zu setzen. Bestes Beispiel hierfür ist doch Schweden, wo die Piratenpartei ebenfalls auf Reaktion eines Gerichtsurteils gegen die PirateBay-Betreiber einen massiven Zulauf erfahren hat, und inzwischen als drittgrösste Partei Schwedens dasteht. Sogar Teile der dortigen Prominenz wählt die Piraten.

Natürlich ist die Piratenpartei in Deutschland nur eine sogenannte Ein-Themen-Partei, aber vielleicht kann ich mich grade deshalb so gut mit den Zielen und Idealen der Partei identifizieren. Wenn ich am Sonntag mein Kreuz mache, weiss ich jedenfalls, dass meine Wahl auch meine Meinung repräsentiert. Und zwar das erste Mal, seitdem ich wählen gehe.

P.S.: Wer die Partei unterstützen möchte: Sie braucht noch Unterschriften um zur Bundestagswahl zugelassen zu werden. Einfach unterschreiben und abschicken.

  2 Antworten zu “Europawahl 2009”

  1. Bei mir im Kollegenkreis (wie könnten sie auch anders bei dem Job 🙂 ) habe ich gehört, dass auch alle die Piraten wählen werden… mir inklusive. Wahl für Freiheit? Ja sicher, immer.
    Wäre das nicht genial, wenn diese ‚kleine Partei‘ plötzlich gar nicht mehr so klein wäre? 😉 Klar ist es unwahrscheinlich, aber… es wäre genial!

  2. Naja das Wahlprogramm der Piraten ist etwas spartanisch, weswegen mir jetzt eine utopisch grosse Wählerschaft gar nicht mal so genial vorkommen würde. Ist halt wie bereits erwähnt eine Ein-Themen-Partei, zumindest in Deutschland. In der Finanzpolitik hätte ich die vielleicht nicht ganz so gerne sitzen, wer weiss was die da anstellen. Worauf es mir ankommen würde wäre eher ein kleiner aber bedeutender Teilerfolg (z.B. auch utopisch, aber: 5% Hürde bei der Bundestagswahl), nur um vielleicht einen Richtungswechsel der Denkweise bei so manch einer größeren Partei einzuleuten. Eben einfach der Politik ein Zeichen setzen, dass inzw. mit der „Generation Online“ ein umdenken in so manchen Themenfeldern erforderlich ist.

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